Zwei Freundinnen versorgen bedürftige Menschen in MarzahnWas für Menschen kommen in die Kleiderkammer?Katharina: Das ist sehr unterschiedlich. Zum Beispiel kommen Familien, die wenig Geld haben. Vor allem alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Viele von ihnen nehmen auch an anderen
Familienangeboten hier im Haus teil. Aber es gibt natürlich auch viele Alleinstehende, die kein Geld haben. Zum Beispiel kommt regelmäßig ein älterer Mann, der zieht die neuen Kleider an und schmeißt die alten gleich weg. Das tut mir natürlich um die Kleider leid. Aber der Mann tut mir auch Leid, da er ja wohl keine andere Möglichkeit hat.
Dagmar: Ja, wenn ich solche offensichtlich sehr armen Leute auf der Straße sehe, gebe ich ihnen auch manchmal die Adresse von unserer Kleiderkammer. Auch in meinem Wohnhaus habe ich die Adresse schon weiter gegeben.
Nehmt Ihr Geld für die Kleidung?
Dagmar: Nein, für die bedürftigen Menschen ist die Kleidung kostenfrei. Viele geben aber gerne eine kleine Spende. (
Anmerkung der Redaktion: Ab Oktober 2019 gilt eine Mindesspende von 50 Cent pro Kleidungsstück. Für besonders Bedürftige bleibt die Kleidung kostenfrei).
Seit wann engagiert Ihr Euch für die Kleiderkammer?
Katharina: Seit 2001. Ich bin mit meiner Familie Anfang der 90er Jahre aus Kasachstan nach Deutschland eingewandert und habe uns in der Kammer manchmal Kleidung besorgt. Eine Mitarbeiterin des Vereins fragte mich dann, ob ich ehrenamtlich helfen möchte.
Dagmar: Ich kenne Katharina schon seit 18 Jahren und habe ihr immer mal wieder in der Kleiderkammer geholfen. Aber erst seit Ende letzten Jahres bin ich ganz offiziell ehrenamtlich dabei und stehe Katharina beiseite. Da ich jetzt Rentnerin bin, kann ich regelmäßig helfen und ich brauchte auch eine kleine Beschäftigung. Meine Vorgängerin musste aus gesundheitlichen Gründen leider aufhören.
Hat sich in den letzten Jahren viel verändert?
Katharina: Insgesamt kamen immer ungefähr gleich viele Leute, um Kleidung zu holen. Allerdings wird weniger brauchbare Kleidung abgegeben. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Leute weniger Geld haben.
Dagmar: Der Container ist zwar voll, aber wir sortieren säckeweise Abfall aus. Da ist viel kaputte oder schmutzige Kleidung dabei. Das finde ich nicht in Ordnung, das kann man doch selbst entsorgen. Wir freuen uns aber immer sehr über tragbare Kleidung und die wird auch dringend von vielen Menschen benötigt.
Warum wollt ihr die Kleiderkammer renovieren?Katharina: Ja, das ist dringend nötig, die Möbel sind schon sehr alt und nicht so praktisch. Es wäre zum Beispiel viel besser, wenn wir höhere Regale hätten. Dann könnten wir den Platz besser ausnutzen und wir brauchen eine verschließbare Möglichkeit, um unsere privaten Sachen zu verstauen.
Katharina: Ja, wir würden auch alles gerne übersichtlicher gestalten, damit wir besser die passende Kleidung heraus suchen können.
Das Interview wurde im März 2019 geführt.Weitere Infos zur Kleiderausgabe im DRK-Kreisverband Berlin-Nordost e.V. Weiter Infos zur Kleiderspende im DRK-Kreisverband Berlin-Nordost e.V.